Chemnitz, den 18.05.2015
FREIE PRESSE, LOKALES, CHEMNITZ, CLAUßNITZ
Vortrag von Bernd Bieler – Salzstraßen-Experte, Verein „Alte Salzstraße Halle-Prag e.V.“
Vortrag: Wie Claußnitz von der Salzstraße profitierte
Die legendäre Route führte direkt durch den Gasthof „Roter Hirsch“.
Claußnitz. Die Alte Salzstraße von Halle nach Prag führte einst auch durch Claußnitz und brachte für den Ort auch wirtschaftliche Vorteile. Die Straße führte sogar direkt durch den Gasthof „Roter Hirsch“. Dieser wird seit 45 Jahren von Familie Kösters betrieben. Diese hatte darum am Samstag die beiden Halloren Bernd Bieler und Hartmut Machts eingeladen, einen Vortrag über die legendäre Route zu halten. Wie sie sagten, kam Salz im Mittelalter dem Gold gleich. Vom 13. bis 17. Jahrhundert gab es in Halle die größte Salzproduktion Europas. Das Salz wurde auch in Prag gehandelt. Dorthin führte die Salzstraße.
„Das ist aber mehr ein Korridor und nicht nur eine Straße“, so Bernd Bieler. Die Route habe sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, sei jahreszeitlichen und politischen Bedingungen angepasst worden. Der Rege Salzhandel habe nicht nur die Wirtschaft in Halle, sondern auch in den Orten entlang des Handelsweges beflügelt. Die Ersterwähnung der Salzstraße geht auf das Jahr 1150 zurück. An dieser Straße entstand der Ort Claußnitz, der 1277 zum ersten Mal erwähnt wird, erklärte Bieler. Der Gasthof „Roter Hirsch“, fand erstmals 1550 Erwähnung, sei aber viel älter. „Der Gasthof wurde nicht an der Salzstraße, sondern direkt auf ihr gebaut“, erläuterte Bieler. Er erklärte, dass die Pferdefuhrwerke in den Gasthof hinein fuhren. Dort seien die Pferde umgespannt worden und in der Gaststätte habe man Salzhandel betrieben. Schmiede, Gastwirtschaft und alle Gewerke rund um die Instandhaltung und Reparatur von Wagen und Zaumzeug hätten davon profitiert. Auch musste ausreichend Futter für die zahlreichen Pferde bereit gestellt werden. Noch heute würden die Rundbogenfenster im Gebäude des Gasthofes vom Verlauf der Salzstraße zeugen.Die Salztransporte waren überaus umfangreich, so Bieler. Meist rollten in Halle Züge mit 20 bis 30 Pferdefuhrwerken los, um Salz in die Orte entlang der Salzstraße und bis nach Prag zu bringen. Allein in den Jahren 1526/27 wurden in Halle 19.000 Tonnen Salz gesiedet, was rund 4650 Pferdefuhrwerken entspricht, verdeutlichte Bieler.
Dieser Artikel ist in der Freien Presse am 18.5.2015 erschienen